Traditionsverein von 1890 "Postwertzeichen Wuppertal e.V." Verein für Philatelie und Postgeschichte | ![]() |
Ein paar Worte zum Thema: Sammlungsauflösung und -veräußerung
Wenn Sie eine Briefmarkensammlung geerbt haben, stellt sich als Erstes die Frage, ob Sie weitersammeln oder sie zwecks Auflösung veräußern möchten. Auch wenn Sie bislang nicht gesammelt haben, gibt es Gründe für eine Weiterführung der Sammlung. Im Gegensatz zu vielen anderen Hobbys können Sie selbst entscheiden, wann und wie oft Sie sich mit den Briefmarken beschäftigen. Sie können die Alben auch jahrelang im Schrank stehen lassen, wenn Sie gerade keine Zeit dafür haben. Wichtig ist nur, dass die Lagerung bei Zimmertemperatur erfolgt, keinen großen Temperaturschwankungen unterliegt und weder in direktem Sonnenlicht noch im feuchten Keller stattfindet. Die verwendeten Alben sollten weichmacherfrei sein.
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten zum Sammeln von Briefmarken sowie Belegen wie Briefen, Postkarten usw. Häufig sind bei der geerbten Sammlung auch Kataloge der entsprechenden Gebiete dabei; falls nicht, können wir für fast alle Gebiete von Ländersammlungen (wie Deutschland, Schweiz ) bis zu Motiven (wie Hunde, Katzen ) helfen. Kataloge listen zum einen alle Marken des jeweiligen Gebietes auf, so dass Kataloge für einen Sammlungsaufbau sehr wichtig sind. Zum anderen enthalten sie auch Preise der Marken. Diese dienen als Basis für Kauf, Verkauf oder Tausch. Basis bedeutet hierbei, dass die genannten Preise nicht 1:1 erzielt werden. Vielmehr ist je nach Seltenheit oder Beschaffenheit der Marken ein mehr oder weniger geringer Anteil des genannten Preises realistisch. Die meisten Sammler sammeln nicht, um mit ihrer Sammlung eine Wertanlage zu schaffen, sondern aus Freude am Hobby, an den Markenmotiven, an den Ländern (weil sie daran zum Beispiel Urlaubserinnerungen mit verbinden).
Wer Briefmarken als Wertanlage sieht, wird vermutlich ähnlich einem Kunstsammler nur einige herausragende Stücke erwerben, die üblicherweise bereits einen hohen Ankaufswert haben. Komplette Sammelgebiete bestehen oft zu mehr als 90% aus Marken mit normalem bis geringem Wert. Dass Marken eine höhere Bewertung bekommen, liegt in der Regel daran, dass diese seltener als andere sind, also in einer niedrigeren Auflage erschienen sind oder bereits bei der Ausgabe einen höheren Wert darstellten. Als Beispiel sei hier der Posthornsatz aus Deutschland genannt. Der Satz besteht aus 16 Marken von 2 Pfennig bis 90 Pfennig. Als die Marken 1952 erschienen, waren die Werte zu 70, 80 und 90 Pfennig recht viel Geld. Viele Sammler mit normalem Einkommen konnten oder wollten sich diese Marken nicht leisten und kauften nur die günstigeren Marken des Satzes. Daher ergibt sich ein Preisunterschied zwischen den niedrigeren und höheren Markenwerten des Satzes. Wenn nur jede 50. Sammlung die höheren Markenwerte enthält, dann sind diese seltener und damit begehrter als die anderen, was sich immer in der Bewertung wiederspiegelt. Im Katalog wird die postfrische 90 Pfennig Marke ungefährt hundertmal höher bewertet als die 2 Pfennig Marke. "Postfrisch" bedeutet in der Sammlersprache eine ungestempelte Marke mit vollständig erhaltener Originalgummierung auf der Markenrückseite. In die ersten Briefmarkenalben mussten die Marken eingeklebt werden, dies geschah mit selbstklebenden Papierstücken, "Falz" genannt. Da hierdurch die Markengummierung beschädigt wurde, gilt für diese Marken nicht die "Postfrisch"-Bewertung, sondern eine niedrigere. In den Katalogen werden die Kategorien mit zwei Sternchen (Postfrisch) und einem Sternchen (mit Falz) dargestellt. Bei alten Briefmarken ist der Falz durchaus üblich, bei Marken ab den 1950er Jahren dagegen nicht mehr. Diese sind ebenso wertlos wie Marken ohne Gummierung (es sei denn, die Marken wurde ohne Gummierung verausgabt, was äußerst selten vorkommt). Die dritte Kategorie steht für gestempelte Briefmarken, dargestellt durch einen Punkt im Kreis. Es gibt hierbei in der Regel zwar nur einen Preis im Katalog, viele Sammler unterscheiden aber zwischen sogenannten "echt beförderten" Stempeln und "Gefälligkeitsentwertungen". Letztere werden häufig von den Postanstalten auf im Abonnement bezogene gestempelte Marken maschinell aufgebracht bzw. gedruckt. Diese Stempelungen sind zwar wegen ihrer Exaktheit schön anzusehen, bei den meisten Sammlerinnen und Sammlern aber wenig beliebt. Auch Maschinenstempel mit Wellenlinien und Stempel ohne sichtbare Datumsteile sind weniger beliebt als saubere Stempel von echt beförderten Marken.
Insgesamt fallen die Preise auf dem Briefmarkenmarkt seit Langem. Das liegt daran, dass seit den 1970er und 1980er Jahren die Zahl der Sammlerinnen und Sammler zurückgeht und weniger neue Sammelnde hinzukommen als es Sterbefälle gibt. Da deshalb mehr Material auf den Markt kommt als nachgefragt wird, fallen die Preise. Da auch viele Sammlerinnen und Sammler ihre unvollständigen Sammlungen um die in der Regel teureren fehlenden Marken ergänzen, bleiben diese bereits höher bewerteten Marken meistens auf einem entsprechend höheren Niveau als die breite Masse der Briefmarken.
Häufig sammeln Sammlerinnen und Sammler nicht nur die reinen Briefmarken, sondern auch Briefe, Postkarten, Ansichtskarten und vieles mehr. Manche dokumentieren auch die Postgeschichte ihres Wohnortes oder dessen Umgebung mit Stempeln auf Marken und / oder Belegen (das sind Briefe, Postkarten, Papiere mit Marke und Stempel). Aus Kostengründen werden für solche Dokumentationen oft günstige Marken in größeren Mengen verwendet. Schließlich ist bei diesem Thema nicht die Marke sondern der Stempel interessant. Für Unkundige wirkt eine solche postgeschichtliche Sammlung manchmal langweilig und wertlos. Interessant sind jedoch die unterschiedlichen Stempel, deren Kennbuchstaben und Verwendungsdauer. Auch solche Sammlungen sollten unbedingt zusammengehalten und erhalten werden.
Wenn Sie sich nun aber so gar nicht zum Behalten oder Weiterführen der Sammlung begeistern können, so gibt es aus unserer Sicht vier Möglichkeiten der Veräußerung: Briefmarkenvereine, Briefmarkenhändler, das Internet sowie Auktionshäuser.
Jede Möglichkeit bietet Vor- und Nachteile sowie erhebliche Unterschiede bei erzielbaren Preisen und aufgewendeter Zeit.
In Briefmarkenvereinen organisieren sich Sammlerinnen und Sammler mit dem Ziel, Marken mit Anderen zu tauschen. Daher werden die Vereinstreffen häufig auch Tauschtage / Tauschabende genannt. Sie können solche Treffen auch besuchen, wenn Sie zum Beispiel als Erbe ausschließlich verkaufen möchten. Findet sich jemand, der an den Marken interessiert ist, wird er/sie sie Ihnen auch abkaufen. Sie sollten sich vor dem Besuch eine grobe Orientierung über die Preisbasis gemacht haben (> Kataloge), um einen realistischen Gegenwert für die Marken zu bekommen. Wie in anderen Bereichen des Lebens auch, gibt es nun einmal Menschen, die geneigt sind, unkundige Menschen zu übervorteilen. Falls Sie uns mit dem Ziel besuchen möchten, Marken anzubieten, können Sie gerne vorab oder beim Betreten des Tauschraums Kontakt mit dem Vorstand aufnehmen. Mindestens ein Vorstandsmitglied ist bei unseren Tauschtreffen immer anwesend und wird Sie gerne beratend unterstützen. Wenn Sie Ihre Sammlung an Sammelnde verkaufen, werden Sie den höchsten Verkaufserlös erzielen, da niemand sonst in den Verkauf involviert ist, der davon noch Kosten zu tragen hat (wie Händler, Auktionshäuser). Nachteil ist, dass Sammlerinnen und Sammler in der Regel nur an ihnen fehlenden Stücken interessiert sind, was oft nur einige wenige Marken oder Teile der Sammlung sind. Sie werden daher kaum komplette Sammlungen und sogenannte Massenware (das sind Briefmarken, die im Prinzip jeder Sammelnde bereits in der Sammlung hat) verkauft bekommen. Auch kann es je nach Umfang Ihrer Sammlung lange dauern, bis Sie auf diesem Weg die komplette Sammlung veräußern können. Sie müssten möglicherweise mehrere Tauschtage von mehreren Vereinen besuchen, um möglichst viele Sammelnde erreichen zu können.
Im Internet können Sie auf mittlerweile einigen gängigen Plattformen auch selbst verkaufen. Hierfür müssen Sie sich einmal mit Ihrem Namen, Ihrer E-Mail und persönlichen Adresse sowie Ihrer Bankverbindung anmelden und können danach einzelne Marken, Sammlungsteile oder auch die komplette Sammlung anbieten. Auch hier gilt, dass Sie sich ein wenig Wissen über die Sammlung aneignen sollten, damit Sie nicht übervorteilt werden. Im Gegensatz zum Verein bekommen Sie von der Verkaufsplattform in der Regel keine Hilfe zu Werten oder Erhaltung der Marken. Über das Internet erreichen Sie die größtmögliche Anzahl potenzieller Käufer. Eine Schwierigkeit ist der mögliche Verkaufspreis. Legen Sie ihn sehr niedrig an, verkaufen Sie eventuell unter Wert. Ein höherer Preis schreckt dagegen Käufer ab und Sie werden die Marken eventuell nicht los. Das gleiche gilt bei Auktionsformaten auf den Internetplattformen. Wenn Sie wertvollere Marken für einen Euro einstellen, können Sie Glück haben, dass mehrere Kaufinteressenten mitbieten, dann geht der Preis nach oben. Falls Sie nur einen Interessenten auf Ihr Angebot bekommen, dann bekommen Sie nur den einen Euro. Potenzielle Käufer können sowohl Sammelnde als auch Händler sein, welche Sammlungen aufkaufen, um sie später anderweitig weiterzuverkaufen. Hierbei gilt, dass Händler versuchen, eher günstiger einzukaufen. Auch die Internetplattform berechnet häufig Kosten für das Einstellen auf der Plattform und für den erfolgreichen Verkauf. Und wenn Sie die Marken (am besten versichert!) versenden möchten, kostet dies Porto für den Versand sowie Briefe, Kartons und Verpackungsmaterial. Falls Sie regelmäßig verkaufen, was bei einer Sammlungsauflösung schnell der Fall ist, könnten Sie zudem steuerpflichtig werden. Die Plattformen sind verpflichtet, Verkäufe dem Finanzamt zu melden. Das Thema der Besteuerung und damit verbundener Pflichten und Rechte sollten Sie vorab mit Ihrem Finanzamt oder einer Person der steuerberatenden Berufe besprechen.
Wie bereits erwähnt, gibt es auch Briefmarkenhändler, die Sammlungen ankaufen. Bei diesem Weg ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Sie die Sammlung schneller und komplett loswerden. Zu beachten ist hierbei, dass der Händler eine gewisse Handelsspanne kalkulieren wird, um von dem Weiterverkauf Erlöse zu generieren, da dies sein Beruf ist. Das gleiche gilt für Auktionshäuser. Diese nehmen in der Regel ebenfalls komplette Sammlungen entgegen, auch wenn diese einen ganzen Möbelwagen füllen. In der Regel werden Sie den genauen Betrag, den Sie für die Sammlung erhalten, erst nach dem Verkauf durch das Auktionshaus erfahren. Auch hier sind zum Teil große Spannen zwischen im Vorgespräch genannten Beträgen und dem tatsächlichen Erlös möglich, je nach dem, wie viele Sammelnde in der Auktion bieten.
Gerne können Sie uns an den Tauschtreffen besuchen und unseren fachkundigen Rat einholen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aus Neutralitätsgründen keine Händler oder Auktionatoren empfehlen können! Wir führen auch keine Hausbesuche und Bewertungen durch.